Die Sprache der Wertschätzung

Ich möchte in diesem Beitrag der Frage nachgehen, wie in den Briefen des Bistums Münster „Wertschätzung“ für Thomas Laufmöller zum Ausdruck gebracht wird. 

 

In seinem Brief vom 26.11.20 schreibt Bischof Dr. Felix Genn: „Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass ich die langjährige seelsorgliche Tätigkeit und das Engagement von Pfarrer Laufmöller schätze und ihm dafür danke [diese und alle weiteren Hervorhebungen sind meine].“ Generalvikar Dr. Winterkamp formuliert in seiner Standardantwort auf persönliche Briefe an den Bischof Folgendes: „Gemeinsam ist allen [öffentlichen Interviews und Erklärungen], dass es auch Seitens des Bistums eine Wertschätzung für die seelsorgliche und priesterliche Arbeit von Pfarrer Laufmöller gibt.“ Gemeinsam ist den Formulierungen die Abwesenheit jeglicher sprachlicher Ausdrucksmittel der Intensivierung (z.B. sehr schätzenherzlich danken,große Wertschätzung). Die Wertschätzung bleibt hier also auffallend verhalten. 

 

Sind die Vertreter des Bistums einfach Freunde des gepflegten Understatements? Das folgende Zitat aus dem Pressestatement des Bistums vom 5.12. ist ein erster Hinweis, dass dies nicht der Fall ist: „Der Bischof und Pfarrer Laufmöller waren sich einig, dass die Proteste Zeichen einer hohen Wertschätzung für die seelsorgliche Arbeit von Pfarrer Laufmöller in der Gemeinde St. Stephanus seien.“ Es ist kaum anzunehmen, dass dieser Formulierungsunterschied zufällig ist. Die hohe Wertschätzung der Protestierenden teilt das Bistum anscheinend nicht. 

 

Erhellend ist außerdem der Vergleich zur Wertschätzung, die der Bischof der Gemeinschaft Emmanuel entgegenbringt. Seine Formulierungen zeigen deutlich, dass er durchaus in der Lage ist, mit mehr Überschwang seine Wertschätzung sprachlich zum Ausdruck zu bringen: „Ich schätze die Arbeit der Gemeinschaft Emmanuel sehr […].“ Es folgt außerdem ein Dank an die Gemeinschaft Emmanuel, der aufhorchen lässt: „Ich danke ihnen an dieser Stelle sehr herzlich und persönlich für ihr Wirken und die Kraftanstrengungen der letzten Jahre.“ DAS ist ein Dankeschön. Ein Dankeschön, das im Vergleich zum zuvor geäußerten einem kunstvollen Musikstück gleicht, bei dem ein harmonisches Trio aus sehr, herzlich und persönlich brilliert. 

 

Vermutlich werden mir jetzt manche vorwerfen, dass ich Wortklauberei betreibe. Da ich aber nicht nur in den Worten, sondern auch im aktuellen Handeln des Bistums wenig Wertschätzung gegenüber Thomas Laufmöller erkennen kann, halte ich es für angezeigt, hier hellhörig zu werden. Die Krisenkommunikation des Bistums beruht sicher nicht auf zufälligen Formulierungen, sondern auf sorgfältig vorbereiteten einheitlichen Sprachregelungen: „Schlüsselbotschaft und die weitere Kernaussagen der Kommunikation (Wording) sind zu definieren, ggf. kontinuierlich anzupassen und strikt anzuwenden (One Voice).“ (Leitfaden Krisenkommunikation Bistum Münster)

 

Selbst wenn man annimmt, dass es dem Bistum tatsächlich nicht darum geht, ein Zeichen gegen die Person Thomas Laufmöller oder gegen unsere Gemeinde zu setzen, sondern um „das Ganze“ (was immer das in diesem konkreten Fall bedeuten mag), bleibt also die Frage: Warum um alles in der Welt erfährt Thomas Laufmöller für seine bisher hervorragende Arbeit so wenig Wertschätzung von Seiten des Bistums Münster – in Worten und Taten? Als Pastor in St. Stephanus fördert er unter Berücksichtigung der Charismen der Gemeindemitglieder ein äußerst lebendiges Gemeindeleben und begeistert mit Erfolg auch zuvor kirchenfremde Menschen. Er erfüllt also im allerbesten Sinne seit vielen Jahren das Grundanliegen seines Arbeitgebers: „Die Bildung einer lebendigen, missionarischen Kirche vor Ort“ (Pastoralplan Bistum Münster).

 

Das hätte nun wirklich mehr echte Wertschätzung verdient.

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