Zurück in die Zukunft

Mit der Haltung „mal sehen, was mich da heute Abend erwartet“ bin ich am Abend des 19. November zur St.-Stephanus-Kirche gegangen, dorthin, wo ich in den letzten Jahren meine religiöse Heimat gefunden habe, dorthin, wo ich mich gerne ehrenamtlich engagiert habe, dorthin, wo ich viele liebe Menschen - Gemeindemitglieder - kenne, denen ich mich bis heute zutiefst verbunden fühle.

Wir alle haben viel mitgemacht in den letzten 11 Monaten: Die Zwangsversetzung von Pastor Thomas Laufmöller, den langjährigen, überaus geschätzten Seelsorger dieser quirligen und selbstbewussten Gemeinde, war und ist für die meisten von uns bis heute eine Katastrophe. Der Bischof hat mit seiner unbarmherzigen Entscheidung und sturen Haltung in dieser Gemeinde viel verbrannte Erde hinterlassen. Einige haben diese bittere Erfahrung zum Anlass genommen, der katholischen Kirche endgültig den Rücken zu kehren, andere haben woanders Zuflucht gesucht. Nur dank der Gemeinde-Initiative Stephanus 2.0 konnte es gelingen, diese schwere Zeit mit vielschichtigen Angeboten zu überbrücken und den Zusammenhalt der verbliebenen Gemeindemitglieder aufrechtzuerhalten.

Während sich an jenem besagten Abend in St. Stephanus eine Gruppe nach der anderen vorstellt und dem neuen Pastoralteam gegenüber ihre Wünsche für die Zukunft äußert, staune ich einmal mehr über die Kreativität und Vielfalt an Aktionen und Initiativen. Gleichsam blicke ich traurig zurück. Denn all das, was man mit dieser 4-Chancen-Tournee bemüht erreichen möchte, hat es Jahre und Jahrzehnte lang in St. Stephanus gegeben: Bis vor gut einem Jahr war die kleine pastorale Welt in St. Stephanus noch in Ordnung, gab es ein gesundes und prosperierendes Gemeindeleben, in dem eine herzliche Glaubenskultur gepflegt wurde, und das vom ehrlichen Engagement unzähliger Ehrenamtlicher getragen war. Das alles war nur möglich, weil ein freier, frischer und moderner Geist wehen durfte, weil es mit Pastor Laufmöller jemanden gab, der Toleranz und Vielfalt nicht nur zugelassen, sondern auch gefördert hat.

Sein Credo war immer die Seelsorge vor Ort. Darin sah und sieht er die ideale Möglichkeit, eine enge pastorale (Ver-)Bindung zu den großen und kleinen Menschen in seiner Gemeinde einzugehen. Mit der 4-Chancen-Tournee will man nun „die Beteiligung der Gemeinde wieder stärken, sie „breit und offen anlegen“ und dabei „das Leben vor Ort in den Blick nehmen“. Das ist ein guter und richtiger Weg. Es ist ironischer Weise der Weg, auf dem die Gemeinde St. Stephanus schon viele Jahre lang erfolgreich unterwegs ist.

Sie musste einen hohen Preis dafür zahlen, nur um da weiter zu machen, wo sie schon lange war.

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