Generalvikar verlässt katholische Kirche

Die WN bringen am 14. Mai einen kurzen Bericht vom Übertritt eines römisch-katholischen Generalvikars zur alt-katholischen Kirche. Andreas Sturm, römisch-katholischer Generalvikar des Bistums Speyer, hat offensichtlich erfahren müssen, dass eine „weitere Öffnung“ (so die WN) der römisch-katholischen Kirche nicht möglich ist und ist deshalb zur alt-katholischen Kirche übergetreten.

Dabei klingt der aktuell gerade laufende römisch-katholische „synodale Weg“ zunächst verheißungsvoll. Aber entgegen aller Erwartung handelt es sich bei diesem „Weg“ nicht um eine Synode und dieser Weg führt auch nicht zu einer Synode, sondern zur allbekannten römischen Hierarchie. Was auch immer die Delegierten dieses „Weges“ verabreden, und sei es mit einer noch so großen Mehrheit, es handelt sich kirchenrechtlich um bloße Vorschläge. Jeder römische Bischof und letztlich der Papst entscheiden wie bisher ganz allein, ob und wie und ob überhaupt diese Beschlüsse umgesetzt werden. Dieser kirchenrechtlichen Struktur liegen die Papst-Dogmen des 1. Vatikanischen Konzils von 1870 zugrunde, die die römisch-katholische Kirche zu einer absoluten Monarchie gemacht haben. Diese kirchenrechtliche, dogmatisch abgesicherte Struktur ist daher kirchenrechtlich unüberwindbar.

Dagegen hat die alt-katholische Kirche eine echte synodal-demokratische Struktur. Bischöfe und Pfarrer werden gewählt. Beschlüsse fassen auf den Synoden gewählte Synodale samt Klerus und Bischof gemeinsam. So erst wurden weitgehende Reformen möglich, oft nach langen und intensiven Diskussionen (z.B. Ordination nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen; sakramentale Eheschließung auch für Geschiedene; freie Wahl der Lebensform für die Geistlichkeit, also kein Pflichtzölibat mehr; Anerkennung und Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren).

Entstanden ist die alt-katholische Kirche in Folge der Ablehnung der Dogmen vom Primat des Papstes und seiner Unfehlbarkeit, die auf dem 1. Vatikanischen Konzil (1870) verkündet worden waren. Zunächst waren die meisten deutschen Bischöfe auch entschiedene Gegner dieser Dogmen. Aber vor die Wahl gestellt, nachträglich zuzustimmen oder exkommuniziert zu werden, unterwarfen sie sich, einer nach dem anderen, dann  doch dem Papst und seinen neuen Dogmen.

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Über Machterhalt und gekränkte Eitelkeiten

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Einseitige Darstellung in den WN