Der casus belli

Münster, 30.11.2020

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Genn,

bitte erlauben Sie uns Ihnen als engagierte Katholiken unsere Betroffenheit, ja Bestürzung über die Abberufung von Pfarrer T. Laufmöller aus der Gemeinde St Stephanus zum Ausdruck zu bringen:

Wir gehören nicht zu seiner Gemeinde, aber als Chefarzt sehe ich regelmäßig viele Patienten aus St Stephanus, wo unsere Elternhäuser standen und wo wir durch viele Bekannte „vernetzt sind“. Insofern kennen wir die Verhältnisse dort gut und sind besorgt über die üblen Folgen, die Ihre Entscheidung dort und im Bistum haben wird, wenn sie daran festhalten.

Selbstverständlich können Sie es als Bischof nicht „allen recht machen“ und die Hoheit über Personalentscheidungen bleibt eines ihrer unantastbaren episcopalen Vorrechte.

Dennoch müssen kirchliche Amtsträger die Tragweite und die Folgen ihrer Entscheidungen sorgsam wägen und unnötige Konflikte und Schäden für die Kirche vermeiden. Dies gilt besonders in einer Zeit, in der das Bild der Kirche ohnehin leicht zu beschädigen ist.

Konfliktträchtige Personalentscheidungen werden akzeptiert, wenn sie nachvollziehbar begründet werden. Diese Personalie ist konfliktträchtig, weil sie gegen den Willen des Betroffenen und seiner Gemeinde entschieden wurde. Eine Begründung wurde nicht kommuniziert (der 3-Seitige am Wochenende verlesene Text enthält keine nachvollziehbaren Gründe). Dies erweckt den Anschein von Intransparenz und Willkür.

Bitte unterschätzen Sie die Störung des Friedens in der Gemeinde und im Bistum nicht, die sich hieraus entwickeln kann und wird. Zahlreiche besonders engagierte Christen, deren Mitarbeit nicht leichtfertig verzichtbar ist, kündigen bereits an, dass sich an diesem „casus belli“ ihr weiteres Verhältnis zur Kirche entscheiden wird.

Auch mir obliegen Personalentscheidungen und ich weiß, wie problematisch es ist, eine einmal getroffene Entscheidung zurückzuziehen, befürchte aber Schäden  für Sie und Ihr Amt, wenn Sie auf der Durchsetzung bestehen. Andererseits wäre es ein Zeichen von Größe und sachlich orientierter Autorität, die Gemeinde anzuhören, ausdrücklich in der Bereitschaft sich ggf. von besseren Argumenten überzeugen und umstimmen zu lassen.

 

Prof. Dr. med. Peter Baumgart                                             Dr. med. Maria Baumgart

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Beunruhigt und aufgeschreckt

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Antwort an Dr. Klaus Winterkamp