Nun sag‘, wie hast du’s mit der Partizipation?

Ein Kommentar zu den heute in St. Liudger nicht stattfindenden Pfarreiratswahlen

Ein Kommentar zu den heute in St. Liudger nicht stattfindenden Pfarreiratswahlen

An diesem Wochenende finden fast im ganzen Bistum Münster Pfarreiratswahlen statt - in der Pfarrei St. Liudger bekanntlich nicht. Mit diesem hilflos-destruktiven Schritt knipste die Bistumsleitung die sowieso mageren Mitbestimmungsmöglichkeiten der katholischen Kirchenmitglieder bei uns also noch weiter aus. Wahlen soll es dann irgendwann geben, wenn sie wieder „möglich“ sind (d.h. wohl: von Dr. Felix Genn und seiner Bistumsleitung ‚erwünscht‘/ ‚erlaubt‘). In einem Anschreiben an die Menschen in der Pfarrei stand, eine Zeit ohne Gremienarbeit sei jetzt „sicher gut“ und könne helfen „Spannungen zu verringern“. Wirklich?! Rechtfertigen die Spannungen in St. Liudger die Absage oder Verschiebung von Wahlen? Nein! Ein solcher Schritt macht Wahlen ganz offen zur Farce. Dieser Schritt ist weder harmlos noch gut noch ein aussichtsreiches Mittel, um Spannungen zu verringern. Während in der katholischen Kirchenwelt aktuell oft betont wird, wie wichtig mehr Partizipation ist, zeigt sich hier beispielhaft, dass Partizipation auf katholisch ein fahler Schatten oder gar eine Illusion dessen ist, was demokratisch geprägte Menschen unserer Zeit als Mitbestimmung kennen und – hoffentlich – schätzen. 

Zurück zur aktuellen Situation in der Pfarrei: Anstatt mit Menschen vor Ort (auf allen Seiten) genau zu klären, warum die Fusion in St. Liudger zu solchen Spannungen geführt hat, welche „Sünden alter Zusammenlegungen“ es hier aufzuarbeiten gilt und anschließend ein besseres Konzept für die Zukunft zu entwickeln, scheint die Bistumsleitung die Verantwortung erstmal an das neue Seelsorgeteam weiter zu schieben. Und die Bistumsleitung? Sie entwickelt neue Pastorale Räume im Bistum und schlägt vor: Die Pfarrei St. Liudger könnte einen eigenen Pastoralen Raum bilden – im Gegensatz zu allen anderen Pfarreien in Münster. Ausgerechnet ein „Weiter so“ als Plan für eine so dramatisch knirschende Fusion? Böte nicht die Entwicklung der neuen Pastoralen Räume auch Gelegenheit, die vergangenen Entscheidungen der Bistumsleitung zu hinterfragen und unter Beteiligung der Menschen neue Weichen für St. Liudger zu stellen? Es heißt, die Strukturen Pastoraler Räume sollen „partizipativ“ entstehen. Wer von den vielen problematischen Erfahrungen noch nicht zermürbt ist und darauf hofft, dass sich irgendwo hinter „Beteiligungsillusion“ und „Partizipationsattrappen“ der Wille zu echter Zusammenarbeit verbirgt, kann Rückmeldung an das Bistum geben (strukturprozess-ms@bistum-muenster.de). 

Warum aber sollten wir nach all unseren Erfahrungen mit dem Bistum Münster nur darauf vertrauen? Es ist absurd, dass in Frage gestellt wird, ob wir uns in unserer Gemeinde beteiligen dürfen, ob es gerade passend ist, unsere Stimmen zu berücksichtigen. Dies widerspricht nicht nur demokratischen Grundwerten, sondern auch dem Menschenbild des Evangeliums. Die inakzeptablen Vorgehensweisen der Bistumsleitung und die Enge, die wir jetzt seit langer Zeit in unserer Gemeinde erlebt haben, dürfen wir nicht als Normalität akzeptieren. Wir dürfen uns auch nicht durch fragwürdige Schwerpunkte und Entscheidungen ablenken lassen bis wir uns am Ende nur noch mit innerkirchlichen Strukturen, Regeln und Konflikten beschäftigen. Worum geht es denn eigentlich? „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Gestalten und prägen wir also (weiterhin) aktiv unser Glaubensleben und unsere eigenen „Pastoralen Räume“! 

Ich jedenfalls bin sehr froh, dass bei uns im ‚weltlichen‘ Leben die Stimmen aller gezählt werden, regelmäßige Wahlen gewährleistet werden und Mitbestimmung kein optionales Konzept ist. Die Kirche sollte eigentlich mehr als Demokratie sein, nicht weniger.

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